«Bürgerfreunde an der Lunte» Neue Zeit, Horst Gerhard Haberl,
2-6-1987
«Freiheitlich gesinnte Menschen seien stets in allen Belangen ihrer Zeit
voraus gewesen, nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Politik», fällt
der steirische FP-Abgeordnete zum Nationalrat Fritz Probst seinem Grazer Parteichef
Paul Tremmel mit einer Presseaussendung in den steifen Rücken.
«Na dann Probst!» Unter diesem Titel hat schon im September 1986 unserer
«Kulturmix» über die «freiheitlich gesinnte» Kulturrede
Probstens vor dem Nationalrat resümiert. Dort hat er von «Parasiten
der Gesellschaft gesprochen: «Diese Mafia, blass und weltfremd und lichtscheu
und wahrheitsscheu, will dem Volk diktieren, was Kunst ist.»
Jetzt hat sein «Kampf» offenbar eine neue Wendung genommen, weil's
politisch frommt.
Wie in unserer Samstag-Ausgabe kurz berichtet hat Tremmel als zuständiger
Liegenschaftsverwalter den «explosiven» Auftritt des Schweizer Künstlers
Roman Signer im Stadtpark kurzfristig verboten. Im Rahmen des vom Forum Stadtpark
in Zusammenarbeit mit der Stiftung «Pro-Helvetia» organisierten Programms
Schweizer Künstler wollte Signer Samstag abend (19 Uhr) sein Kunstprojekt
«Sprengungen» - wie in Bern, Genf oder auf der kommenden «documenta»
in Kassel - realisieren. Das Stadtpark Forum hat seinen Antrag mitte Mai eingereicht,
eine Kommissionierung vor Ort zeitigte keine Ablehnung.
Jörg Schlick will jetzt mit dem Forum nach Köln auswandern. Als Kulturschreiber
weint man um den kostbaren Platz für derlei «Meldungen». Die
«rostigen Nägel» sitzen viel zu tief in den Brettem vor den Köpfen
solcher Bürgerfreunde».