PETER LIECHTI (1951-2014)
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LA VALIGIA DI SIGNER (1996, Documentary/Essay, 16mm 3:4. 35mm 16:9 Dolby Mono. HDCAM-SR. DigiBeta. DVD. , 82 & 52(TV)')
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«Angenommen, Ich wäre eingeladen, in einem Museum etwas zu machen …
Nun weil ja viele Museen ziemlich langweilig sind, würde ich im Museum einfach schlafen. Ich wäre also nur nachts dort, abgeriegelt von Securitas Wächtern und ihren Wolfshunden. Über dem Bett wären ein Mikrofon und ein Verstärker angebracht, und vor dem Museum stünden riesige Lautsprecher. Während ich also drinnen schlafe und schnarche, wäre in der Stadt auf den Platz vor dem Museum ein schauriges Schnarchen zu hören. Tagsüber stünde einfach mein leeres Bett im Raum, am Abend käme ich dann wieder und würde darin schlafen, und so fort, während der ganzen Ausstellung.» Roman Signer

«Ich habe schon wochenlang gearbeitet, und es hat nichts dabei herausgeschaut. Das hat mir überhaupt nichts ausgemacht. Ich liebe den Versuch, und der Versuch hat auch die Möglichkeit des Scheiterns in sich - eine grossartige Freiheit! Die Natur manifestiert sich auch wenns misslingt - es will halt so…» Roman Signer

Unterwegs mit Roman Signer
Von der Kunstkritik wurde Roman Signer öfters als «Maximalist der Bescheidenheit» charakterisiert. Er arbeitet mit denkbar schlichten Requisiten, die keinerlei gestalterischen (sehr wohl aber einen ästhetischen!) Anspruch haben und rein funktionell eingesetzt werden. In seinen Aktionen können wir miterleben, wie Roman Signer sich selbst, respektive seine Konstruktionen und Szenarien, elementaren natürlichen und physikalischen Kräften aussetzt und diese gezielt in den Entstehungsprozess miteinbezieht, um seiner «Skulptur» Gestalt zu verleihen. Nach langen, spannungsreichen Vorbereitungsphasen tritt das eigentliche Ereignis dann tatsächlich wie ein Blitzschlag ein grosse Erwartung vorher und eine noch grössere Sehnsucht, «es» wieder zu erleben, nachher…

Roman Signer hat sich nie irgendwelchen gängigen Strömungen angepasst, nie ist er einfach aktuellen Trends aufgesessen. Sein persönlicher Lebensstil wie seine Arbeit sind auffallend unmodisch, wenn auch durchaus zeitgemäss. In dieser ihm eigenen Zeitlosigkeit drückt sich seine grosse Eigenständigkeit aus, die einen umso klareren, unverstellteren Blick auf die aktuellen Zeichen der Zeit eröffnet.

In den scheinbar simplen Anordnungen seiner «Versuche» fungiert Roman Signer nur noch als Auslöser den Rest besorgt die Zeit und die Natur… Das bedeutet auch: Roman Signers Arbeit ist in hohem Masse Inszenierung, und zwar häufig auch filmische Inszenierung. Seit 15 Jahren dokumentiert er seine Versuche selber auf kurzen Super-8-Filmen: Bestechend einfache Filmchen voll Witz und Poesie, oft kaum langer als eine halbe Minute. Mit unseren eigenen filmischen Mitteln wollten wir nun das, was in diesen kleinen Dokumenten angelegt ist, in ein geografisch/kulturelles Umfeld hineinverlängern, das weit über den beschrankten Kunst-Kontext hinausreicht. Kommt hinzu, dass seine Auftritte und Aktionen ausgesprochen attraktive visuelle Ereignisse sind in ihrer gleichnishaften Annäherung menschlichen Schicksals an gewisse Naturphänomene. Seine Darbietungen sind aber niemals Show, sondern Schau im tieferen Wortsinn. Die vordergründig spektakulären Energiedemonstrationen zeigen bei näherer Betrachtung einen äusserst meditativen Charakter: Im Grunde immer wieder poetische Verweise auf die Vergänglichkeit.

Als Filmer sah ich mir zudem die Aufgabe gestellt, ein Werk, das sich in dieser bewundernswerten Konsequenz der materiallen Auswertung entzieht (auch auf dem Kunstmarkt, übrigens … ), immerhin fotografisch festzuhalten und ihm dadurch ein gewisses Überdauern zu sichern.

Die Sinnlichkeit und lapidare Anschaulichkeit einerseits und dieses ebenso unantastbare, fast religiöse Wesen andererseits war mir die grosse filmische Herausforderung an Signers Werk. Auf der gemeinsamen filmischen Reise hat Roman Signer gewissermassen die Route bestimmt; über diese Leitlinie improvisiert der Film. Peter Liechti

Signers Koffer
Es gibt Dokumentarfilme über Sachverhalte und solche über Personen. Peter Liechti hatte es bei Signers Koffer mit einer Über-Person zu tun. Roman Signer liefert, in der Wahrnehmung von Liechti, einen der vergnüglichsten und schönsten Kino-Dokumentarfilme der 90er Jahre. Ein großartiges Bild eines großartigen Menschen, ein feelgood-movie der Sonderklasse. Man verlässt das Kino mit dem Wissen, dass es so wunderbare Künstler wie Roman Signer wirklich gibt.
Hier sehe ich eine Parallele zur Arbeit von Ulrich Seidl. Auch Roman Signer stellt sich und seine Arbeit dar, arbeitet für die Kamera, arbeitet als Protagonist mit dem Regisseur. Da wird nicht so getan, als beobachte ein Verborgener das Tun eines Menschen, der nichts vom Filmteam weiß. Das überlassen Peter Liechti und Ulrich Seidl den Naturfilmern. Heinrich Mis (Programm Diagonale on Tour, Nov. 2004)

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