PETER LIECHTI (1951-2014)
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(1999, Documentary, DV, 6')
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Um zu Beginn mal etwas negativ einzuschränken:
Keine «Kriegsreportage», und auch kein braver Rechenschaftsbericht für brave Spender-Herzen. Kein Film über eine bestimmte humanitäre Organisation. Kein Voyeurismus im Elend... Die Bevölkerung gewisser kriegs- und katastrophen-versehrter Länder - v.a. der Dritten Welt - kennen wir mehr und mehr nur noch als «Opfer»: Ausgemergelte, kranke, apathische, (meist) namenlose Geschöpfe, elend, ganz auf westliche Hilfe angewiesen. Ein neuer Menschentyp gewissermassen, eine Rasse schon fast. Dieses Bild des Menschen will ich bestimmt nicht weiter transportieren; hier sähe ich z.B. meine Aufgabe darin, ein Bild zu korrigieren. Nur schon durch die Art, wie die Leute ins Bild gesetzt werden, könnte ihnen ein Stück Würde zurückgegeben werden, die sie in ihrem Ausgesetztsein - auch gegenüber den westlichen Medien - zu verlieren drohen. Also werden wir uns hüten, einen Beitrag mehr zu leisten an die zunehmende Ausbeutung menschlicher Schicksale durch das Fernsehen zur Unterhaltung der Massen.

Mich interessiert auch nicht primär das Elend, sondern ich weiss, dass da auch gelacht wird, geliebt, gestritten, geträumt... Trotz des häufigen Tod-Ernstes an solchen Orten der Krise ist es sehr wichtig, dass kein «tierischer» Ernst aufkommt. Betroffenheit und Anteilnahme bedeuten nicht, selbst in Depressionen zu versinken und sie dann aufs Publikum zu übertragen, sondern mit Fantasie und hoffentlich auch Humor die Schwere des Augenblicks zu überwinden wissen. Wichtiger als jede noch so ernsthafte Analyse ist mir der unverstellte Blick auf das, was tatsächlich zu sehen ist - im Vertrauen darauf, dass, wenn genügend Witz, Respekt und liebevolle Neugier in diesem Blick liegt, das sichtbar wird, was wir auch dort zu finden hoffen: Ein Stück Poesie vielleicht angesichts dieser Szenarien des Schicksals statt dem üblichen Pathos. Eine Art umgekehrtes «Kriegsgemälde», eines Kriegs mit den Waffen der Humanität.

Auch in der grössten Not gibt es eine Form von «Alltag», einen Tagesablauf, wo jeder seine individuelle wie seine kulturelle Eigenart zum Ausdruck bringen kann, im persönlichen Blick z.B., im Umgang mit seinen Helfern. Wenn es gelänge, gerade da den Lebenswillen, den ureigenen Wert des menschlichen Lebens herzuzeigen, wo er am geringsten geschätzt wird....

Wir, die wir global gesehen alle zum Establishment gehören - können wir annehmen, was diese Leute uns zu geben haben? Was sie erlebt haben, fehlt fast allen von uns als existentielle Grund-Erfahrung: Verlassen, vergessen, aufgegeben... vollkommen ausgesetzt zu sein. Echtes Mitgefühl kann sich wohl nur dort einstellen, wo man den tieferen «Wert» des anderen für einem selbst erkennt, wenn man sich identifizieren kann mit dessen Schicksal, d.h. wenn man ihn versteht. Peter Liechti


Das Dilemma der Helfer
Die britische Entwicklungsministerin Clare Short hat vor einigen Wochen eine ausufernde Diskussion vom Zaun gerissen. Ihre Kritik richtete sich gegen die Stimmungsmache mit Bildern ausgemergelter Kinder aus dem Südsudan: Dadurch würden Gelder abgezogen, die besser für die langfristige Entwicklung verwendet würden und somit dort fehlten. Sie hat recht.

In den westlichen Hauptstädten wächst der Überdruss am Südsudan, der sinkende Spendeneingang ist ein feines Indiz: Alle Jahre wieder komme es zu menschenverursachten Hungersnöten; zudem würde ein guter Teil der Hilfslieferungen an die Soldaten der Militärregierung in Khartum sowie an die Truppen der südsudanesischen Befreiungsarmee gehen, was den Krieg verlängere. Auch diese Stimmen haben recht.

Was können die Hungernden in Aiiep, in Adet und Alek und in den vielen anderen Verteilorten im Südsudan diesen in sich durchaus folgerichtigen, an westlichen Schreibtischen entstandenen Einwänden entgegensetzen? Nichts.

Was können sie gegen den Zynismus des muslimischen Regimes in Khartum ausrichten, was gegen die machtgierigen und skrupellosen Kriegsherren des nichtmuslimischen Südens, gegen Kerubino, John Garang, Riek Machar? Gar nichts. Und was können sie unternehmen gegen Zwangsrekrutierungen und den Raub von Nahrungsmitteln, die sie von den Hilfsorganisationen erhalten? Wenig.

Auch ohne Hilfe von aussen wüssten sich die Bewaffneten hüben wie drüben zu ernähren. Wer ein Gewehr hat, hungert nicht. Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma, das Dauergesprächsstoff ist unter den Helfern im Südsudan, wäre ein Friedensschluss. Aber der ist nicht in Sicht, und Sudan liegt nicht am Weg westlicher Friedensvermittler. (bgt.)

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